Holzbau: Montage auf der Baustelle

Ein Element der Aussenwand der Wohnung 404 wird geliefert.

In der Animation im ersten Beitrag zum Holzbau sieht man wie die Holzelemente von Fassade und Aufstockung in drei Etappen montiert werden. In den letzten Tagen ist die dritte Etappe gestartet. Winter ist nicht die ideale Jahreszeit für solche Montagearbeiten, Schnee und Regen haben die Holzbauer immer wieder zu Pausen gezwungen. Mit Weiterbauen zu warten bis im Sommer ist aber natürlich auch keine Lösung! Nachdem es im zweiten Beitrag zum Holzbau vor allem um Zahlen und Pläne ging, soll in diesem Beitrag die Montage auf der Baustelle im Zentrum stehen.

Daniel Kaufmann hat den Aufbau einer Wohnung in der Aufstockung mit der Kamera begleitet (siehe folgende Fotos). Keine Bilder haben wir von der Montage der Fassade vor dem bestehenden Betonskelett. Da war vor allem eindrücklich zu beobachten, wie die riesigen Elemente in einen schmalen Spalt zwischen Gerüst und Betonskelett gezirkelt wurden.

Vorbereitungen

Die Betondecke über dem 2. OG war bisher ein Flachdach. Sie war auf der Oberseite mit einem leichten Gefälle ausgebildet, damit das Wasser abfliessen konnte. Das Gefälle wird später mit einer Schicht aus Leichtbeton ausgeglichen. Die Wände der Aufstockung stehen direkt auf der alten Geschossdecke, da der Leichtbeton zu wenig druckbeständig für das Gewicht der Aufstockung ist.

Die Lage der Wände wird mit einer Schlagschnur markiert und angeschraubte Metallwinkel helfen später beim Positionieren der Wandelemente. Da die Wände waagrecht auf der leicht schrägen ehemaligen Dachfläche stehen sollen, werden Holzklötze mit entsprechend unterschiedlichen Höhen ausgelegt, um das Gefälle auszugleichen.

Markierungen für eine Zimmertrennwand mit Metallwinkel, um die Wand zu positionieren, und ein Holzklotz, um den schrägen Boden auszugleichen.
Präzise und korrekte Markierungen und Höhenausgleiche sind extrem wichtig, um nachher die Elemente problemlos montieren zu können.

Fassadenmontage

Die Fassadenelemente sind bei der Montage innen schon zu grossen Teilen mit Fermacell beplankt, aussen sind die schwarze Winddichtungsfolie und die Hinterlüftungslattung bereits montiert.

Fassade im Anflug
Vom Kranführer (rechts in orange) ist viel Feingefühl gefordert.
Die Elemente werden untereinander verschraubt und provisorisch abgestützt.
Die Fassade im 4. OG ist fertig, die Innenwände können kommen. Zuerst muss aber noch die Gebäudehülle dicht sein.

Haus abdichten

Dicke Wärmedämmung nützt nur etwas, wenn auch keine kalte Luft von aussen ins Gebäude dringen kann. Auch in die andere Richtung kann es zu Problemen kommen. Die Feuchtigkeit in der warmen Innenluft kondensiert, wenn diese abkühlt – zu beobachten bei älteren Fenstern, die an kalten Tagen innen nass werden. Wenn die warme Luft nun in die Wärmedämmung eindringt und auf dem Weg nach draussen abkühlt, lagert sich diese Feuchtigkeit in der Dämmung ab. Was die Isolationswirkung verkleinert und Potential für Schimmel hat: Sachen, die wir auf keinen Fall wollen. Die OSB-Platten auf den Innenseiten der Aussenwände sind luftdicht und lassen auch nur wenig Feuchtigkeit durch. Also müssen für die luftdichte Schicht «nur» alle Verbindungen zwischen den OSB-Platten so verklebt werden, dass sie bis ans Lebensende der Fassade halten.

Der Aufbau der Fassade von innen nach aussen: Fermacell, OSB, Ständer (dahinter die Wärmedämmung), Fermacell (hier nicht sichtbar), Winddichtungsfolie und Hinterlüftungslattung. Siehe auch hier.
Kilometerweise Klebeband verhindert, dass der Wind durch unser Haus pfeift.
Verbindung zweier Elemente mit Spezialklebeband und Folie. Die Folie ist nicht gespannt, so dass sie auch nicht reisst, wenn sich ein Fassadenelement noch leicht bewegen würde.

Innenwände

Die folgenden Bilder zeigen die Montage der Innenwände der Wohnung 404. Der fertige Zementboden mit der Bodenheizung wird danach um die Wände herum gegossen. So werden die Wände unten fixiert und die Schallübertragung zwischen den Zimmern minimiert.

Plan mit durchnummerierten Elementen. Eines nach dem anderen wird mit dem Kran angeliefert. So ist immer klar, welches wo abgesetzt und verschraubt werden muss.
Auch die Innenwände werden mit dem Kran in Position gezirkelt.
Mit viel Fingerspitzengefühl werden die Elemente in die richtige Position gebracht.
Ja, das sind praktisch fertige Wohnungswände die der Zimmermann mit dem Schlegel bearbeitet. Das heisst aber nicht, dass Bewohner*innen ähnlich damit umgehen dürfen.
Das Puzzle fügt sich zusammen, die Wohnung entsteht.

Deckel drauf

Die Boden-/Deckenelemente liegen auf Stahlträgern auf, welche wiederum auf Holzstützen stehen. Die Unterseite ist praktisch fertig, sie wird noch weiss lasiert.

Absprache zwischen Kranführer und Zimmermann.
Links hinter der Dämmung verbirgt sich ein Stahlträger, das Deckenelement wird rechts auf der Fassade aufgelegt und links in den Stahlträger eingeschoben.
Der Kran senkt das Element ab und wird gleich das nächste holen gehen.

Wohnung in der Aufstockung, fast fertig…

Wohnung 308: Blick vom Entrée in die Wohnküche und das Wohnzimmer.
Wohnung 307: Blick vom Entrée in die Wohnküche und das Wohnzimmer. Gut sichtbar ist die Holzverkleidung des Stahlträgers über der Stütze.

Holzbau: Aufbau Elemente und spannende Zahlen

Die Wand zwischen Küche und Zimmer der Wohnung 306 im Anflug.

1027 einzelne Elemente hat der Holzbauer in seinen Werkhallen zusammengebaut und bringt diese in 78 Lastwagenladungen auf die Baustelle. Im ersten Beitrag zum Holzbau wird der Prozess in der Werkhalle beschrieben. In diesem Beitrag geht es um den Aufbau der Elemente und ein paar Zahlen zu den Holzmengen und was das bedeutet. Das Holz kommt zu grossen Teilen aus Österreich, ein Teil auch aus Deutschland und der Schweiz. – Wir haben uns bei der Ausschreibung des Auftrags aus Kostengründen entschieden darauf zu verzichten Schweizer Holz als Bedingung vorzugeben. – Ursprünglich war überhaupt nicht klar ob wir uns Holz statt Beton/Backstein leisten können/wollen. Den Entscheid hat uns dann der Ingenieur abgenommen. Ein Massivbau hätte zusätzliche statische Massnahmen erfordert…

Aufbau der Elemente

Mit freundlicher Genehmigung der Firma Kühni darf ich hier Schnitte durch die verschiedenen Holzelemente zeigen. Zum besseren Verständnis hier ein Versuch die wichtigsten Begriffe zu erklären:
Ständer: Senkrecht stehender Holzbalken
a=0.65m: In der Wand hat es jeweils nach 65 cm einen Ständer
Flumroc: Steinwolle. Isolationsmaterial aus Stein aus Flums
Fermacell: Platte aus Gips und Altpapier, die Fugen werden gespachtelt und gestrichen. Sie bilden die meisten Wände in den Wohnungen.
OSB: Oriented Strand Board. Grobspanplatte, sehr stabil und relativ günstig
Isover: Platten aus Glaswolle
Rippen: Stehende Bretter in den Bodenelementen
Hinterlüftungslattung: Senkrechte Latten an der Fassade die einen Luftzug von unten nach oben hinter dem Eternit ermöglichen
Montagelattung: auf der Hinterlüftungslattung befestigte Querlatten an welchen die Eternitplatten befestigt werden.

Die Aussenwände werden ohne Eternitverkleidung, Hinterlüftungslattung und Fenster geliefert. Diese werden erst später vor Ort montiert. Die 25 mm OSB-Platte auf der Innenseite bilden die dampfdichte Hülle des Hauses. Sie sind überall verklebt und sollte keine Löcher haben/bekommen, da sonst Feuchtigkeit in die Konstruktion/Isolation kommt. Also keine Löcher bohren in die Aussenwände!
Die Wohnungstrennwände bestehen wegen dem Schallschutz aus zwei separaten, aneinanderliegenden Holzwänden, die durch eine Isolationsschicht (Isover FM 30 mm dick) getrennt sind.
Die Zimmertrennwände sind dünner und für den Schallschutz ebenfalls mit Isolation gefüllt. Wenn man da was schweres aufhängen will, schraubt man am besten durch die Fermacellplatte in einen Ständer. Die Platte hält ein Bild, aber kein Büchergestell.
Die Geschossdecken bestehen aus Holzkisten, deren Unterseite direkt als Decke sichtbar bleiben wird. Weil Kisten Schall eher verstärken (was wir natürlich nicht wollen), sind diese mit Splitt und Isolation gefüllt. Zusätzlich wird auf die Kisten (den Boden) ein Zementboden gegossen welcher durch eine Trittschalldämmung entkoppelt wird.

Ein paar Zahlen

Die hier präsentierten Zahlen beziehen sich nur auf die Materialien für den Elementbau. Weitere Holzbauteile wie Fenster, Türen und die Balken in den Gipswänden im Bestand sind nicht eingerechnet. Falls ich weitere Zahlen bekomme werde ich diese ergänzen.

Mengen

Konstruktionsholz520 m³Balken, Ständer, Rippen in allen Elementen
Dreischichtplatten6500 m²Deckenelemente Aufstockung
OSB2390 m²Fassadenelemente innen
Isolation985 m³Fassadenelemente
Fermacell12’065 m²Fassade, Trennwände Aufstockung
Eternit3500 m³Fassade
Stahl70 tTräger zwischen den Deckenelementen der Aufstockung
Splitt225 tals Schallschutz in den Deckenelementen der Aufstockung

Was heisst das für den Wald?

Das ist ziemlich viel Holz! Der allergrösste Teil davon ist sicher Fichtenholz (Rottanne), allenfalls hat es in den Plattenprodukten noch andere Nadelhölzer.
Ein Bekannter, der bis vor kurzem beim Bundesamt für Statistik für den Forst zuständig war, hat mir die obigen, holzbezogenen Zahlen freundlicherweise in einen Kontext gesetzt.

Die oben beschriebenen Holzteile umfassen insgesamt 755 m³ fertig bearbeitetes Holz (Entspricht einem Holzwürfel mit 9m Kantenlänge). Das entspricht 1500 m³ Rundholz (Stämme wie sie in die Sägerei kommen). Die Holzmenge an Stämmen über 8 cm Durchmesser im Schweizer Wald nimmt pro Stunde um 1100 m³ zu. Der gesamte Schweizer Wald braucht also circa 1 Stunde 20 Minuten, um die Holzmenge die unserem Projekt entspricht, wachsen zu lassen.
Es entspricht auch der Holzmenge welche in einem Jahr auf der Waldfläche von 200 Hektaren (ein Quadrat von 1.4 x 1.4 km) wächst.

CO2-Bilanz

Bäume entziehen beim Wachsen der Luft CO2, spalten es in Sauerstoff und Kohlenstoff auf und machen Holz aus dem Kohlenstoff. Solang das Holz nicht verbrannt wird oder verrottet, ist das CO22 der Atmosphäre entzogen. Ein m3 Fichtenholz hat Kohlenstoff von einer Tonne CO2 eingelagert. Das heisst, das Holz von Fassade und Aufstockung hat ungefähr 755 Tonnen CO2 aus der Atmosphäre gespeichert. Das ist etwa 10% der grauen Energie die in unserem Haus steckt. – Oder dem CO2-Äquivalent-Fussabdruck von 140 Durschnittsschweizer*innen.
In der Berechnung der grauen Energie des Gebäudes (Energie die für Erstellung und Rückbau benötigt wird) ist das im Holz gespeicherte CO2 nicht berücksichtigt, weil es nach dem Lebensende des Hauses irgendwann wieder in die Atmosphäre gelangt.

Holzbau: Elementbau in der Halle

Isometrie von Kühni AG, Ramsei zur Verfügung gestellt.

Start auf der Baustelle

Am 5. Oktober hat auf der Baustelle die Holzbaufirma Kühni AG aus Ramsei mit der Montage der vorfabrizierten Fassadenelementen begonnen. Diese geschieht mit Hilfe eines kleineren Krans, welcher für jede Etappe verschoben wird. Die grossen Kräne wurden nur für die Betonarbeiten gebraucht. Einer ist schon abgebaut, der Zweite wird nächstens folgen. Die Fassade und die Aufstockung werden dabei in je drei Etappen montiert. Nach der Fassade folgt im ersten Drittel bereits die Aufstockung bis in den 5. Stock, bevor dann im Mittelteil wieder zuunterst begonnen wird. Dies ist in der animierten Isometrie oben gut ersichtlich. Gemäss Bauprogramm soll der erste Drittel bereits um den 20. November 2020 fertig gebaut sein, bis zur Dachküche dauert es ungefähr bis Mitte März 2021. Im Anschluss folgen die Balkone, Fenster und Fassadenverkleidungen.

Wir werden den Elementaufbau und die Montage im Warmbächli vor Ort, in weiteren Artikeln hier im Baublog ausführlicher vorstellen, sobald wir Bilder haben. In der Zwischenzeit lohnt sich gelegentlich ein Blick auf die Webcam auf der Startseite des Baublogs. Es könnte spannend sein.

In diesem Artikel zeigen wir euch nun, wie die Elemente in Ramsei vorfabriziert wurden.

Fabrikation der Elemente

In den Hallen der Firma Kühni AG wurden bereits im letzten Jahr die Elemente für Fassade und Aufstockung unseres Hauses hergestellt. Die folgenden Bilder zeigen, wie eines der rund 1000 Elemente fürs Warmbächli entsteht. Die Firma Kühni wird auch die Trennwände in den Bestandsgeschossen erstellen. Doch diese werden dann direkt vor Ort gebaut.

Die Multifunktionsbrücke ist das Herz der Produktionsanlage. Sie kann fräsen, sägen, bohren, Nägel und Klammern schiessen, Leim auftragen und anzeichnen.
Nachdem die Abbundmaschine die Balken auf Länge geschnitten und mit den nötigen Bohrungen und Aussparungen versehen hat, wird der Rahmen des Elements auf dem Montagetisch zusammengestellt.
Danach wird der Rahmen mit Wärmedämmung gefüllt und mit Gipsfaserplatten belegt. Die Anlage wird von von einem Team von vier Fachpersonen bedient. Diese arbeiten in zwei Schichten von morgens um fünf bis abends um elf.
Beim Zusammenbau der Elemente können Maschinen einen grossen Teil der Arbeit übernehmen. Ein Kran mit Saugheber hilft die Platten auf den Elementen zu platzieren.
Anschliessend übernimmt die Multifunktionsbrücke.
Die Maschine ist fertig. Die Platten sind bündig geschnitten und mit Klammern fertig.
Die fertigen Elemente werden in Folie wetterfest verpackt und auf Wechselpritschen zwischengelagert, bevor sie auf die Baustelle zur Montage transportiert werden. Insgesamt werden gut 1000 Elemente auf 78 Pritschen auf der Baustelle angeliefert.
Auf jeder Lieferung sind die verpackten Elemente nummeriert aufgeführt. Jede Pritsche muss genau im richtigen Moment auf der Baustelle angeliefert werden damit das Puzzle aufgeht.