Was passiert gerade auf der Baustelle?

Ein unvollständiger Einblick was im Moment auf Baustelle passiert. Es sind im Moment jeden Tag 75 Arbeiter(*innen?) auf der Baustelle und bei jedem Besuch entdeckt man wieder ein neues Bauteil.

3. Untergeschoss

Die Lüftungsanlagen werden installiert.
Zu den Lüftungsanlagen braucht es natürlich auch Lüftungskanäle…
Im 3. UG befindet sich auch der Traforaum für das gesamte Holliger-Areal.
Unglaubliche Mengen Kabel…

Unteres Hofgeschoss

In den Gewerberäumen werden die Kalksandsteinwände einseitig verputzt. – Ohne Putz sind die Wände nicht luftdicht und können die Vorgaben an den Schallschutz nicht erfüllen.

1./2. Obergeschoss

Die Elektrorohre in den Gängen werden unter dem Zementboden verschwinden.
Ein Bündel Kabel, welche die Wohnungen mit den Klingeln (Sonnerie) vor den beiden Eingängen verbinden.
Kabelkänäle in den Wohnräumen werden montiert.

Im 5. OG

Da werden schon die Rahmen der Zimmertüren montiert.

Auf dem Dach

Die Pergola, welche die Photovoltaik-Anlage beherbergen wird, ist montiert.
Die Balkone sind im Anflug, die Fassade auf der Hofseite ist bald fertiggestellt.

Bodenaufbau

Trotz riesiger Staubsauger ist das Bodenschleifen eine staubige Sache.

Es sind 7 Wochen vergangen seit dem letzten Eintrag! Es ist nicht so, dass nichts passiert ist auf der Baustelle – ganz im Gegenteil. Es passiert gerade so viel, auch auf Seite Genossenschaft, dass ich fast nicht zum Blogbeiträge schreiben kommen. – Das tut mir leid, ich gebe mir Mühe wieder aufzuholen.

In allen Wohnungen: Zementböden mit Patinaschliff

Je mehr man von einem gegossenen Zementboden wieder abschleift, desto grösser werden die sichtbaren Steine. Zement ist aber hart und das Schleifen entsprechend aufwändig und teuer. Für die ungefähr 7000 m2 Zementboden in unserem Haus machten ein paar Milimeter mehr oder weniger schleifen einen Preisunterschied im sechsstelligen Bereich aus. Wir haben uns für einen Mittelweg entschieden. Mehr schleifen als unbedingt nötig, aber nicht so viel wie möglich wäre. Damit lagen wir ziemlich genau im Budget. Das Resultat nennt sich Patinaschliff und sieht sehr ansprechend aus.
In diesem Beitrag seht ihr, wie die Wohnungsböden aufgebaut sind und wie sie eingebaut werden.

Vorbereitungen

Zuerst werden die Elektrorohre auf der Ausgleichsschicht verlegt. Hier die Leitungen zur zukünftigen Kücheninsel.
In den Bädern werden entlang den Wänden Winkel aus Chromstahlblech verklebt. Falls trotz allem Wasser in den Boden eindringt, kann es so nicht weiter in die Wände wandern.
Als nächstes wird eine 4 cm dicke Trittschall- und Wärmedämmung aus Glaswolle verlegt.
Darüber kommt eine Plastikfolie, darauf werden die Rohre der Bodenheizung befestigt. Wegen all diesen Leitungen darf man in den Wohnungen auch keine Löcher in die Böden bohren.

Aufbau

Der Bodenaufbau als Plan

Einbauen und Schleifen

Der Zement wird vor dem Haus gemischt und dann durch dicke Schläuche in die entsprechenden Stockwerke gepumpt und da verteilt und geglättet. Vom eigentlichen Einbringen des Zements haben wir leider keine Fotos.
Wenn der Zement ausgehärtet ist, wird geschliffen. Die grossen Flächen werden mit dieser ferngesteuerten Schleifmaschine geschliffen. Am Ende des Schlauchs hängt ein riesiger Staubsauger.
Ränder und Ecken müssen mit einer kleineren Handmaschine geschliffen werden.
Nach drei Durchgängen mit immer feineren Schleifmitteln wird der Boden mit 2 Schichten PU-Lack versiegelt. Diese Böden sind sehr pflegeleicht und schmutzabweisend. Das Bild zeigt den fertig geschliffenen Boden vor der Reinigung und Versiegelung.

Wer plant denn da?

Ein Projekt dieser Grösse braucht unglaublich viele Expertinnen und Experten die ihren Teil beitragen, aber auch Leute, die all diese Expertisen koordinieren und zusammenbringen. Hier versuche ich kurz alle Akteur*innen in chronologischer Reihenfolge vorzustellen – so wie sie zum Projekt gestossen sind.

Planer*innen der Stadt Bern

Die Planung der Umnutzung des Warmbächli-Areals beschäftigt verschiedene Stellen in der Stadt schon sehr lange. Das Geschäft wurde über Jahre im Fonds für Boden und Wohnbaupolitik vorbereitet. 2010 hat die SP in einer von der AG Wohnen formulierten Motion im Stadtrat gefordert, dass die Stadt das Areal erwirbt und im Baurecht abgibt, Vorgaben macht bezüglich Nachhaltigkeit und gemeinnützigem Wohnraum und das Areal kleinräumig parzeliert, damit sich auch kleinere Bauträger beteiligen können. Im Fonds wurden auch die Regeln für den Städtebaulichen Wettbewerb formuliert, unter anderem die Vorgabe, dass das Gebäude an der Güterstrasse 8 nicht zwingend abgerissen werden muss.

Im Wohnstadt Newsletter von 2012 (PDF) wird eine Vorprüfung erwähnt die 2010 abgeschlossen wurde (Im selben Newsletter wird auch ein Baustart 2015 erwähnt…) und in der Abstimmungsbotschaft von 2012 werden Modelle von 2007 gezeigt.
Die Stadt, insbesondere Immobilien Stadt Bern (ISB) stehen natürlich am Anfang des Planunsprozesses und haben mit diversen Studien die Grundlagen gelegt. 2012 hat sie einen Städtebaulichen Wettbewerb ausgeschrieben und die Jury hat den Gewinnern einen direkten Auftrag für das Baufeld O2 (Güterstrasse 8) zugesprochen. So kamen BHSF Architekten ins Spiel:

BHSF Architekten

Tim Seidel diskutiert an einem Plenum mit Genossenschaftsmitgliedern.

Das Architekturbüro BHSF aus Zürich wurde 2007 von Tim Seidel, Axel Humpert und Ben Boucsein gegründet. Als Büro mit noch wenig Referenzen konnten sie sich 2012, in Arbeitsgemeinschaft mit Christian Salewski, als Nachwuchsteam für den Städtebaulichen Wettbewerb fürs Warmbächliareal qualifiziert und gewannen diesen mit dem Projekt „Strawberry Fields“. Nicht nur wir von der Genossenschaft mussten lange warten, auch für die Planer waren die Jahre bis zum Start der Planung sehr lang. Die Genossenschaft konnte 2014 Geld auftreiben für eine kleine Vorstudie, die richtige Planung ging jedoch erst Mitte 2017 los. Für diese Phase hat sich BHSF auf Wunsch der WBG Warmbächli mit einem Berner Büro mit lokalem Netzwerk und viel Erfahrung in der Realisierung (IttenBrechbühl) zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen. Mit der Genossenschaft hat die ARGE (Arbeitsgemeinschaft) einen Generalplanervertrag abgeschlossen, das heisst, die ARGE beauftragt sämtliche Fachplaner selber.

BHSF hat mittlerweile ungefähr achtzehn Mitarbeitende von denen einige Vollzeit an unserem Projekt mitarbeiten.

WBG Warmbächli/Baukommission

Ein Modell des Hauses an der Retraite 2013. Schon da haben wir uns mit den überhohen Räumen auseinandergesetzt.

Herauszufinden was in unserem Haus dann mal stattfinden soll und was für eine Infrastruktur es dazu braucht, war für viele Jahre das Kernthema der Genossenschaft. Die in vielen Workshops gemeinsam entwickelten Ideen sind schlussendlich im Planungsleitfaden zu einer (relativ) konkreten Bestellung an die Planenden verdichtet worden. In dem Sinne haben sich alle Genossenschaftsmitglieder an der Planung beteiligt. Die Umsetzung dieser Bestellung wird durch die Baukommission begleitet. Sie ist vom Vorstand eingesetzt und verantwortlich für die Umsetzung der Ideen der Genossenschaft. In diesem Blogbeitrag wird das Thema Entscheiden in der Bauko und seine Herausforderungen ausführlich diskutiert.

Die aktuelle Baukommission von links nach rechts: Guy Jaun, Rachel Picard (mit Simonas Sohn Ruben), Simona Zimmermann, Anita Destapado, Tobias Willimann und Andy Limacher.

ISGH

Die Infrastrukturgenossenschaft Holligen ist der Zusammenschluss der sechs gemeinnützigen Bauträger auf dem Areal. Sie plant, realisiert und betreibt den gesamten Aussenraum zwischen den Häusern und koordiniert auch die Baustellen der einzelnen Bauprojekte. Sie hat eine eigene Baukommission in welcher alle Bauträger vertreten sind.

Projektleitung Bau WBG Warmbächli

Mit dem Start des Bauprojekts brauchten wir eine professionelle Bauträgervertretung, welche uns den Planenden gegenüber mit viel Fachwissen und Erfahrung vertritt. Glücklicherweise konnten wir die perfekte Person für diese Rolle gewinnen. Claudia Thiesen ist Architektin und hat in Zürich schon verschiedene genossenschaftliche Bauprojekte begleitet, unter anderem für die Genossenschaft Kraftwerk 1 – wo sie auch wohnt. Sie hat Erfahrung mit partizipativen Genossenschaften, neuen Wohnformen und der Vertretung von Bauträgern in grossen Projekten. Sie Arbeitet mit einem Teilzeitpensum für die Genossenschaft Warmbächli und hat diverse weiter Mandate in diesem Bereich.

Projektleiterin Claudia Thiesen erzählt an der Retraite 2017 etwas über ihre Erfahrung mit der Wohnungsvermietung.

Til Rösler hat ein Mandat als Stellvertreter von Claudia und Vertritt die Interesse der WBG Warmbächli in der Infrastrukturgenossenschaft Holliger (ISGH). Er hat ein Architekturbüro in Bern und ist schon lange und intensiv wohnpolitisch engagiert. Er hat unser Projekt seit Anfang an mit seiner Expertise und seinem Netzwerk unterstützt. – Ohne sein freiwilliges Engagement wäre der Start viel schwieriger gewesen!

Til Rösler (rechts) diskutiert mit Therese Wüthrich und Stefan Geissbühler von der Verwaltung. Till hat die Genossenschaft von Beginn an begleitet und ist stellvertretender Projektleiter.

Itten+Brechbühl

Das Architekturbüro Itten+Brechbühl wurde vor fast 100 Jahren in Bern gegründet und hat mittlerweile 300 Mitarbeiter*innen an 7 Standorten in der Schweiz. Sie bringen das Know-How für Kostenschätzungen und Baustellenleitung, das Unternehmer-Netzwerk und Kenntnisse zu lokalen Behörden und Regeln mit und ergänzen damit BHSF im Generalplanerteam. Der Lead auf Seite I+B liegt bei Jürg Born, er ist Architekt und Mitglied der Geschäftsleitung. Als Bauleiter steht Marco Kämpfer täglich auf der Baustelle und koordiniert die Schnittstelle zwischen Planung und Ausführung.

Die Fachplaner

BHSF und IttenBrechbühl haben als Generalplanerteam diverse spezialisierte Fachplanungsbüros beigezogen:

Wir haben zusätzlich noch folgende Spezialisten direkt als Genossenschaft beauftragt:

Vermutlich hab ich irgend jemanden vergessen. Bitte meldet euch, dann werde ich diese Aufzählung natürlich aktualisieren.