Die Wand zwischen Küche und Zimmer der Wohnung 306 im Anflug.
1027 einzelne Elemente hat der Holzbauer in seinen Werkhallen zusammengebaut und bringt diese in 78 Lastwagenladungen auf die Baustelle. Im ersten Beitrag zum Holzbau wird der Prozess in der Werkhalle beschrieben. In diesem Beitrag geht es um den Aufbau der Elemente und ein paar Zahlen zu den Holzmengen und was das bedeutet. Das Holz kommt zu grossen Teilen aus Österreich, ein Teil auch aus Deutschland und der Schweiz. – Wir haben uns bei der Ausschreibung des Auftrags aus Kostengründen entschieden darauf zu verzichten Schweizer Holz als Bedingung vorzugeben. – Ursprünglich war überhaupt nicht klar ob wir uns Holz statt Beton/Backstein leisten können/wollen. Den Entscheid hat uns dann der Ingenieur abgenommen. Ein Massivbau hätte zusätzliche statische Massnahmen erfordert…
Aufbau der Elemente
Mit freundlicher Genehmigung der Firma Kühni darf ich hier Schnitte durch die verschiedenen Holzelemente zeigen. Zum besseren Verständnis hier ein Versuch die wichtigsten Begriffe zu erklären:
Ständer: Senkrecht stehender Holzbalken
a=0.65m: In der Wand hat es jeweils nach 65 cm einen Ständer
Flumroc: Steinwolle. Isolationsmaterial aus Stein aus Flums
Fermacell: Platte aus Gips und Altpapier, die Fugen werden gespachtelt und gestrichen. Sie bilden die meisten Wände in den Wohnungen.
OSB: Oriented Strand Board. Grobspanplatte, sehr stabil und relativ günstig
Isover: Platten aus Glaswolle
Rippen: Stehende Bretter in den Bodenelementen
Hinterlüftungslattung: Senkrechte Latten an der Fassade die einen Luftzug von unten nach oben hinter dem Eternit ermöglichen
Montagelattung: auf der Hinterlüftungslattung befestigte Querlatten an welchen die Eternitplatten befestigt werden.
Ein paar Zahlen
Die hier präsentierten Zahlen beziehen sich nur auf die Materialien für den Elementbau. Weitere Holzbauteile wie Fenster, Türen und die Balken in den Gipswänden im Bestand sind nicht eingerechnet. Falls ich weitere Zahlen bekomme werde ich diese ergänzen.
Mengen
Konstruktionsholz | 520 m³ | Balken, Ständer, Rippen in allen Elementen |
Dreischichtplatten | 6500 m² | Deckenelemente Aufstockung |
OSB | 2390 m² | Fassadenelemente innen |
Isolation | 985 m³ | Fassadenelemente |
Fermacell | 12’065 m² | Fassade, Trennwände Aufstockung |
Eternit | 3500 m³ | Fassade |
Stahl | 70 t | Träger zwischen den Deckenelementen der Aufstockung |
Splitt | 225 t | als Schallschutz in den Deckenelementen der Aufstockung |
Was heisst das für den Wald?
Das ist ziemlich viel Holz! Der allergrösste Teil davon ist sicher Fichtenholz (Rottanne), allenfalls hat es in den Plattenprodukten noch andere Nadelhölzer.
Ein Bekannter, der bis vor kurzem beim Bundesamt für Statistik für den Forst zuständig war, hat mir die obigen, holzbezogenen Zahlen freundlicherweise in einen Kontext gesetzt.
Die oben beschriebenen Holzteile umfassen insgesamt 755 m³ fertig bearbeitetes Holz (Entspricht einem Holzwürfel mit 9m Kantenlänge). Das entspricht 1500 m³ Rundholz (Stämme wie sie in die Sägerei kommen). Die Holzmenge an Stämmen über 8 cm Durchmesser im Schweizer Wald nimmt pro Stunde um 1100 m³ zu. Der gesamte Schweizer Wald braucht also circa 1 Stunde 20 Minuten, um die Holzmenge die unserem Projekt entspricht, wachsen zu lassen.
Es entspricht auch der Holzmenge welche in einem Jahr auf der Waldfläche von 200 Hektaren (ein Quadrat von 1.4 x 1.4 km) wächst.
CO2-Bilanz
Bäume entziehen beim Wachsen der Luft CO2, spalten es in Sauerstoff und Kohlenstoff auf und machen Holz aus dem Kohlenstoff. Solang das Holz nicht verbrannt wird oder verrottet, ist das CO22 der Atmosphäre entzogen. Ein m3 Fichtenholz hat Kohlenstoff von einer Tonne CO2 eingelagert. Das heisst, das Holz von Fassade und Aufstockung hat ungefähr 755 Tonnen CO2 aus der Atmosphäre gespeichert. Das ist etwa 10% der grauen Energie die in unserem Haus steckt. – Oder dem CO2-Äquivalent-Fussabdruck von 140 Durschnittsschweizer*innen.
In der Berechnung der grauen Energie des Gebäudes (Energie die für Erstellung und Rückbau benötigt wird) ist das im Holz gespeicherte CO2 nicht berücksichtigt, weil es nach dem Lebensende des Hauses irgendwann wieder in die Atmosphäre gelangt.
Lieber Tobi
Danke für die spannenden Einblicke!
An ein paar Stellen erwähnst du die (Nicht-)Eignung der einzelnen Wandtypen für Befestigungen von Möbeln und anderen Einrichtungsgegenständen. Für uns stellt sich im Hinblick auf die Wohnungseinrichtung die Frage, ob die Eignung der Wände sehr von anderen Häusern mit z.B. Backsteinwänden abweicht – das können wir so nicht einschätzen.
Wäre es vielleicht sinnvoll, einige Zeit vor dem Einzug einen Leitfaden zu erstellen, der einen Überblick gibt, welche Wände und Decken (in welchen Stockwerken?) wie benutzt werden können? Ich könnte da auch gerne helfen und die Angaben zu einem Dokument aufbereiten. Man möchte ja nicht gleich irgendwelche Isolationen beschädigen 😉
Viele Grüsse
David
Lieber David,
Danke für den Input! Ja es braucht sicher eine „Anleitung“ zum Haus für die Bewohnenden. Das haben wir auf dem Schirm. – Es ist nämlich noch komplizierter als oben dargestellt. Die Trennwände in den Bestandesgeschossen sind nochmals anders aufgebaut. Zumindest die meisten…
Ob wir die Unterlagen passend von den Planern bekommen, oder ob es da von unserer Seite noch Engagement braucht wird sich weisen.
Liebe Grüsse,
Tobi (001)
Lieber Tobi, liebe EG-Nachbarn,
Sehr spannend! All diese Fragen sind auch für alle interessant die sich Gedanken machen zum Mieter*innenausbau. Uns würde bei Gelegenheit dann auch interessieren wie die Deckel / Galerie aufgebaut sind betreffend Dicke, Schallschutz etc.